Women in Tech

Fast die Hälfte von uns allen sind weiblich. Überrascht?

ADFERENCE ist ein Tech-Anbieter. Da entstehen, leider, immer noch oft andere Bilder im Kopf. Und nicht immer ohne Grund: Bei Tesla ist nur rund jede:r fünfte der Beschäftigten eine Frau. Weltweit ist im Tech-Bereich nur rund jede:r vierte weiblich.

Bei uns sieht es anders aus: In unserem Data Science Team arbeiten mehr Frauen als Männer. Wir haben mit ihnen gesprochen: Dr. Julia Hillmann, Data Scientist; Tomislava Maric, Junior Frontend Developer; Sara Cerioli, Data Scientist und Dr. Ganna Dolinska (ehemalige Mitarbeiterin).

Wie sind ihre Erfahrungen in der Tech-Branche? Wie steht es um das Klischee eines “Männer-dominierten” Arbeitsumfeldes? Wie bewerten sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Und wie schafft man den Einstieg?

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Seit wann interessiert ihr euch für Technologie?

Ganna: Ich bin in der Ukraine aufgewachsen und bin dort zur Schule gegangen. Eigentlich lag der Schwerpunkt auf Sprachen. Aber Mathe und Biologie fielen mir von Anfang an leicht. Meine Eltern sind Ingenieure. Also wechselte ich bald auf eine Schule mit  mathematischem Schwerpunkt. Später dann zur Physik, dann in die Datenverarbeitung.

Sara: Ich mag es grundsätzlich nicht, wenn man mir sagt, dass es für Mädchen etwas Besonderes ist, sich für Technik zu interessieren. Oder dass ich mich besonders für Legos oder so etwas interessiert habe. Ich habe meine Barbies geliebt (lacht) und ich liebe es, Zeit mit meinem Pferd zu verbringen. Mädchen und Jungen sind gleich neugierig und gleich gut in Mathe.

Tomislava: Ich bin ein bisschen zu spät zur Party gekommen 😂. Ich komme aus Serbien, wo es nicht sehr üblich ist, den Karrierepfad zu wechseln und einen anderen Beruf zu ergreifen. Aber ich habe mich in meinem BWL-Job so gelangweilt! Also hat mich mein Mann in die Programmierung/Frontend-Entwicklung eingeführt. Ich tippte die berühmten Worte "Hallo, Welt!" ein, und als sie auf dem Bildschirm erschienen, verliebte ich mich sofort. Es brauchte ein bisschen Mut, um den Beruf zu wechseln, aber ich habe es nie bereut. Programmieren hat sich nie wie Arbeit angefühlt.

Julia: Programmieren hat mich immer irgendwie eingeschüchtert. Aber Wissenschaft – Biologie und Mathe – nicht so sehr. Mein Vater ist Ingenieur und ich habe schon immer strategische Brettspiele geliebt. Logisches Denken war für mich also immer selbstverständlich und hat mir viel Spaß gemacht.

Was hat euch geholfen, Hürden aus dem Weg zu räumen?

Ganna: Ich kann nicht sagen, dass ich auf dem Weg zu meinem jetzigen Beruf Hindernisse überwinden musste. Auch nicht eine "männliche Dominanz", um es mal so auszudrücken. Mein Mann hat mich immer unterstützt. Ich habe nie zu hören bekommen: "Du bist Mutter, wie willst du da Karriere machen?". Er hat mir geholfen, den Schritt zu wagen, meine Universitätskarriere zu verlassen und einen Job in der freien Wirtschaft anzustreben.

Julia: Ich auch nicht. Ganz im Gegenteil. Ich habe mich während meiner gesamten Laufbahn von tollen Menschen unterstützt gefühlt. Mein Vater hat mir Schach beigebracht. Mein Mann, den ich schon sehr lange kenne, hat mich unterstützt. Auch psychologisch.

Sara: Das klingt vielleicht etwas seltsam, aber eines meiner größten Vorbilder war ein Mädchen aus einem Buch, das ich als Kind gelesen habe. Ich war zu jung für dieses Buch. Ich glaube sogar, dass sie der Grund dafür ist, dass ich heute meinen Nasenschmuck trage. (lacht) Die Protagonistin des Buches ist eine 29 Jahre alte Frau, die in einem ziemlich düsteren Fall ermittelt. Sie ist eine leidenschaftliche Hauptdarstellerin & handelnde Heldin. Das Buch hat mich tief beeindruckt. Ich finde: Es ist wichtig, dass man schon früh in Büchern und überall über starke Mädchen liest und Frauen als Protagonistinnen und Vorbilder kennenlernt. Ein echter Lesetipp: “Gute-Nacht-Geschichten für rebellische Mädchen”.

Tomislava: Mein Mann war immer für mich da und hat aktiv an meinem Leben teilgenommen.

Was würdet ihr jungen Frauen empfehlen, die in der Tech-Branche anfangen? Irgendwelche Karrieretipps?

Sara: Aufgepasst, jetzt kommt meine politische Rede: (lachend) Man sollte Frauen nichts vorschreiben. Wir müssen unser Gesicht zeigen und ein sichtbares Beispiel dafür sein, dass es für Frauen selbstverständlich möglich ist, in Technik und Wissenschaft erfolgreich zu sein. Und warum sollten sie auch nicht? Es ist bewiesen: Es gibt keine Unterschiede im mathematischen Können zwischen Jungen und Mädchen. Anstatt große Reden zu schwingen, sollten wir praktische Erfahrungen ermöglichen. Z.B. Mädchen in Labore und Programmierbüros einladen. Lasst sie alle Fragen stellen, die sie auf dem Herzen haben.

Toma: Ich kann von ganzem Herzen sagen: Habt keine Angst vor Technik. Auch wenn es ungewohnt ist.

Einige von euch sind berufstätige Mütter. Welche Tipps würdet ihr zukünftigen Müttern am Arbeitsplatz geben? Vor allem in MINT-Bereichen?

Ganna: Homeoffice ist sehr hilfreich. Und ein Arbeitgeber, der Verständnis für die eigene Situation hat. Ich würde es auch begrüßen, wenn das Konzept von Müttern am Arbeitsplatz allmählich mehr akzeptiert wird. "Fühlen Sie sich nicht schlecht? Als Mutter dreier Kinder eine Vollzeitstelle in leitender Position auszuüben?" Das habe ich in Kindergärten leider öfter gehört. Ich hätte erwartet, dass Erzieherinnen dies auch unterstützen. Und nicht, dass sie mich entmutigen, meine Kinder in die Betreuung zu geben. Aber: Meine Familie unterstützt mich immer.

Wie schafft ihr es, familiäre und berufliche Verpflichtungen zu vereinbaren (nicht nur, aber besonders in Zeiten von Corona)?

Ganna: Es gibt so viele Adferenceler:innen mit Kindern - wir brauchen einen Betriebskindergarten 😉. Aber flexible Arbeitszeiten helfen sehr. Und die Möglichkeit des Homeoffice macht es mir möglich, beides zu machen - Familienleben und einen anspruchsvollen Job zu bewältigen.

Sara: Ich habe keine Kinder - aber diese Flexibilität am Arbeitsplatz macht es möglich, Zeit für die Pflege meines Pferdes einzuräumen: La bella 🐎😀

Ihr seid alle in verschiedenen Ländern geboren: Italien, Serbien, Ukraine, Deutschland. Glaubt ihr, dass es einen Unterschied in der Mentalität gibt?

Sara: In Italien sind etwa 25% der in der Physik arbeitenden Menschen Frauen - in Deutschland sind es weniger.

Ganna: Ich muss sagen, dass ich eine gewisse Doppelmoral erlebt habe: Ich habe viele Diskussionen darüber gehört, wie Frauen im Schriftlichen und in der Alltagssprache besser repräsentiert werden können (Binnen-I & Gender*), aber der Satz "Mütter sollten nicht arbeiten" ist mir leider nicht fremd.

Toma: Das kann ich nicht wirklich bestätigen. Ich hatte den Eindruck, dass es in Deutschland in eine gute Richtung geht.

Ganna: Lasst mich zumindest eines klarstellen: ADFERENCE ist nicht diskriminierend. Als ich schwanger wurde, suchten sie eine Teilzeitvertretung und haben sich wieder für eine Frau entschieden.

Sara (lacht): Ja, ich dachte, ich hätte keine Chance, und sie würden es zu 100 % nicht "riskieren", eine Frau in meinem Alter einzustellen, in dem es durchaus möglich ist, Kinder zu bekommen. Aber sie taten es und ich bekam die Stelle. Ich hatte immer den Eindruck, dass die Qualifikation mehr zählte als alles andere. Genau so sollte es auch sein.

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